Fünfzig bis sechzig Jahre sind es jetzt her, dass Endeln, konkret der Stuvenberg, heute teils zu Lembeck, teils zu Rhade gehörend unter Archäologen aufhorchen ließ, weil dort einmalige Funde gemacht wurden.
Fritz Küpper, Schachtmeister von Beruf und per Hobby ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, der in seiner Freizeit die Rhader und Lembecker Fluren nach Relikten der vorgeschichtlichen Bededlung absuchte (verstorben 1960 mit 83 Jahren), war auch hier fündig geworden. ln diesem Falle unweit seiner an der Steinstraße gelegenen Wohnung. Sein ‚Mitstreiter‘, was die Bodendenkmalpllege betrifft, Hauptlehrer Sagemüller aus Erle, schreibt darüber im Heimatkalender von 1933: „Bei Gartenarbeiten fand Herr Fritz Küpper im Sommer 1932 auf seinem Grundstück Scherben eines Topfes. Diese ließen sich zu einem Gefäß zusammensetzen bzw. ergänzen. Der Topf war aus Ton hergestellt, handgeforrnt weitbauchig und ca. 16 cm hoch. Der Rand des Topfes war einbezogen, die Stärke der Wendungen wechselte zwischen 6 und 8 mm. Unmittelbar bei den Scherben fand sich die Hälfte eines bronzenen, einseitig reichgeschmückten Armringes, mit eingepunzten kleinen Kreisen geschmückt“. Die Fundstelle dürlte der Rest eines abgetragenen Grabhügels der bronzezeitlichen Eisenzeit und da wiederum der Abschnittes der Laténezeit, 500 v. Chr.‚ gewesen sein, denn in nächster Nahe befanden sich damals noch 5 weitere Hügelgraber, deren letztes beim Ausbau der Straße „Am Hünengrab“ in den 70er Jahren abgetragen wurde. Die genaue Lage dieses Hügels war der südwestliche Teil des dort heute vorhandenen Spielplatzes. Eine leichte Erhebung des Bodens lässt noch heute der Ort erkennen.
Peter Glüsing, in ‚Hammaburg‘ NF 3/4 von 1978, in seinem Artikel: “Östliche Laténeeinflüsse in früheisenzeitlichen Kulturen Nordwestdeutschlands‘ schreibt: Der einzige sichere Ring Fund dieses Art aus Westfalen. Den Fund beschreibend schildert Glüsing weiter: ‚Der Halsring, rekonstruiert, hatte petschaftsförmige Enden. Der Bügel des massiv gegossenen Ringes hat einen rhombischen Querschnitt und ist mit Kreisaugen und Winkelmustern verziert. An den Petschaftsenden schließen einander abwechselnde Wulst- und Rippenprofilierungen an. Petschaftshalsringe des gleichen Typs, es sind bisher 11 Exemplare bekannt geworden, fanden sich bisher u. a. im thüringisch osthessischen Raum. Ihre charakteristischen Merkmale sind hohle oder massive Petschaftsenden mit daran ansetzender, aus vier bis sieben Wülsten bestehender Profilierung. Immer sind diese in Nordwestdeutschland gefundenen Trachtbestandsteile von der thüringischen und böhmisch mährischen späten Latenékultur abzuleiten.
Stellt sich der Leser die Frage nach der Bedeutung der am Rhader Halsring vorhandenen Schmuckform, so kann hierauf geantwortet werden, dass die eingepunzten kleine Ringe oder Kreise relativ häufig auf Gebrauchsgegenstände der Bronze- bzw. Früheisenzeit zu finden sind. So z.B. als vergoldete Einlage, gleich im Dutzend und mehr am Knauf und an der Parier Stange von Schwertern, die von bedeutenden Persönlichkeiten getragen wurden. Selbst nach der Christianisierung taucht diese ‚heidnischer Schmuckform‘ noch lange Zeit im bäuerlichen Bereich auf. So fand der Autor dieses Artikels Hunderte dieser kleinen Ringe an dem Eichenbalken, der einst seinen Platz oberhalb eines Herdfeuers hatte, wo sich noch weitere vorchristliche Symbole befanden. Es liegt nahe. dass es sich dabei um ein regilöses motiviertes Heils- oder Segenszeichen handelt, das seinem Träger Schutz verleiht.
Ein Jahr zuvor, im Mai 1931, identifizierte Fritz Küpper auf dem Stuvenberg unweit der genannten Fundstelle ein 9 cm hohes und 9 cm Durchmesser starkes Tongefäß, das eine Fibel, 5 cm lang, enthielt. Diese war relativ gut erhalten, weil das Metall eine Silberlegierung enthielt. Am Kopfende hatte sie doppelte spiralische Windungen. Sie diente ihrem Träger, zeitlich gesehen auch zur Latenézeit gehörend, als Schmuck und zum Zusammenhalt der Kleidung. Leider ist das Schmuckstück u. a. durch unsachgemäße Behandlung bedingt, verloren gegangen.
Abschließend soll hier noch von einem rätselhaften Funde berichtet werden, der – wie Fritz Küpper in einem Schreiben an Professor Stieren vom 21.10.1945 berichtet – im gleichen Jahr in den nordöstlichen vom Stuvenberg gelegenen Elvenkämpen gemacht wurde. lm Originaltext des Schreibens heißt es:
„Ein Bauer pflügt sein Feld. Dabei kommt ein Gegenstand zutage, der zunächst den Eindruck einer gefährlichen Brandbombe erweckt. Abgewaschen und gereinigt zeigt sich dann ein fein geschliffener Stein, 32 cm lang und zweieinhalb Kilogramm schwer, der die Form eines Dolches hat. “Seitdem im Lembecker Heimatmuseum untergebracht, können sich Fachleute nicht erklären. Das Stück ist für unser Gebiet einzigartig – wie das Objekt nach Rhade gekommen ist, denn Vergleichsstücke finden sich, was die Form und das Material betrifft, nur bei bestimmten süd- und mittelamerikanischen Kulturen. Diese Frage zu beantworten sollte insbesondere von jungen Heimatforschem als Chance gesehen werden, der Vor – und Frühgeschichte unseres Raumes den Rang einräumen, der ihr zukommt.
Text: Fritz Oetterer
Quellenhinweise:
Band 2 der Rhader Beitrage zur Geschichte und Volkskunde,
Heimatverein Rhade 1989,
Östliche Lateneeinflüsse in früheisenzeitliche Kulturen von Peter Glüsing. Münster Hammaburg‚ Nr. 3/4 ‚ 197a.