Am 1. Oktober 1921 beginnt die noch junge Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Holsterhausen, zu der auch der Gemeindeteil Rhade zählt. Evangelische Gemeindemitglieder wurden zuvor von Dorsten aus seelsorgerisch betreut, deren Gründung 1854 erfolgte. Bis 1803 gab es im Bereich der Stadt Dorsten keine evangelischen Bewohner, weil der Landesherr den Zuzug von Protestanten nicht duldete. Dies änderte sich 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses. Der Vest Recklinghausen und die Herrlichkeit Lembeck, zu der die Gemeinden Altschermbeck, Erle, Rhade, Lembeck und Wulfen zählten, wurden dem Königreich Preußen zugesprochen. Nun wurden evangelische Beamte in Ämter und Staatstellen berufen.
Der evangelische Bevölkerungsanteil im heutigen Stadtgebiet Dorsten (1975 kommunale Neugliederung) nahm durch die Abteufung der Steinkohlebergwerke Baldur (1905) in Holsterhausen und der Zeche Fürst Leopold (1910) in Hervest eine stürmische Entwicklung. Durch die Vertreibung vieler Menschen aus den bisherigen deutschen Ostgebieten (Ostpreußen, Pommern und Schlesien) nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) erhöhte sich abermals der evangelische Bevölkerungsanteil.
Ab Sommer 1948 fanden regelmäßig alle 14 Tage in Rhade evangelische Gottesdienste in einem Raum der Urbanusvolksschule statt. Am Himmelfahrtstag, 3. Mai 1951, erfolgte die feierliche Einweihung eines ständigen Kirchraums in der Urbanusvolksschule. Die katholische Urbanusgemeinde spendete dazu 200 DM für den Kauf von 40 Stühlen. Der damalige katholische Pfarrer Josef Debbing (1942-1960) unterstützte nach Kräften die junge ev. Kirchengemeinde Rhade.
Das Presbyterium der Gesamtgemeinde beschließt am 14.7.1965 einen Kapellenbau auf dem neu erworbenen Grundstück am Dillenweg. Am 1. Adventssonntag (27. November)1966 erfolgt die feierliche Einweihung der zunächst namenslosen ev. Kirche am Dillenweg.
Der aus Ostpreußen stammende Fritz Stasch ist seit 1948 Rhader Presbyter und bis 1978 30 Jahre lang Küster und damit erster Ansprechpartner für die ev. Gemeindemitglieder in Rhade. Sein Nachfolger als Küster wurde ab Mai 1978 Leo Große-Homann, der das Küsteramt bis 1996 versah.
Für das in den 1960-er Jahren entstandene neue Siedlungsgebiet „Stuvenberg“ erfolgt am 12. November 1975 die Umpfarrung aus der Kirchengemeinde Wulfen-Lembeck zur ev. Kirchengemeinde Holsterhausen/Rhade. Die evangelische Gemeindemitgliederzahl in Rhade bewegt sich Ende der 1980-er Jahre kontinuierlich auf die 1000-er Grenze zu.
Die ev. Frauenhilfe Rhade ist seit 1948 ein wichtiger Bestandteil der ev. Gemeindearbeit und stärkster Motor für den 1974 für 125.000 DM durchgeführten Anbau eines Gemeindehauses mit einem Jugend- und Gemeinderaum auf dem Grundstück der ev. Kirche Rhade.
20 Jahre nach ihrer Einweihung erhält die ev. Kirche 1987 eine gründliche Innenrenovierung mit Einbau einer Fußbodenheizung, Neugestaltung der Eingangstür durch Hans Hochstrat und Einbau eines bleiverglasten Fensterbildes durch die Fa. Udo Grömping nach den Entwürfen des Pfarrers Wolf-Dietrich Rienäcker.
Zum 1. Advent 1995 gibt sich die ev. Kirche Rhade in einen feierlichen Gottesdienst den Namen „Heilig-Geist-Kirche“. Der Name war Sieger bei der Befragung in einer Gemeindeversammlung.
Durch vielfältige kreative Aktionen wird die finanzielle Basis zum Bau eines Glockenturmes und zur Neuanschaffung von zwei Glocken in den Tonlagen gis und cis geschaffen. Am 12.9.1997 erfolgt der Glockenguss bei der Firma Petit und Edelbrock in Gescher. Am 1. Advent 1997 erfolgt durch Pfarrer Matthias Overath die feierliche Einweihung des Glockenturms und der beiden Glocken, die in ihrem Geläut harmonisch auf den Glockenklang der kath. Urbanuskirche abgestimmt worden sind.
Die Kontakte über die Konfessionsgrenzen hinweg sind in den letzten Jahrzehnten gewachsen und intensiviert worden. Der ökumenisch gestaltete Weltgebetstag der Frauen im März eines jeden Jahres, der 1987 gegründete ökumenische Frauenchor, der Rhader Gospelchor „Enjoy“ sowie die ökumenisch verantwortete Städtepartnerschaft mit Öffnet externen Link in neuem FensterNewtonabbey/Ballyclare in Nordirland sind dafür beredte Beispiele.
Zur 500-jährigen Jubiläumsfeier der Gründung der katholischen Pfarrgemeinde Rhade im Jahre 1989 machte Bischof Lettmann auch Station an der Rhader Heilig-Geist-Kirche.
Zum 1. Advent 2011 erfolgte die Amtseinführung des neuen Pfarrers Hans-Jürgen Patro in der Heilig-Geist-Kirche, an der sich auch eine Abordnung der seit 17. Juli 2011 gegründeten katholischen Seelsorgeeinheit Dorsten-Nord unter der Leitung von Pfarrer A. Voss beteiligte.
Der gegenwärtige evangelische Bevölkerungsanteil in Rhade ist durch die verstärkten Zuzüge aus den Städten des benachbarten Ruhrgebiets auf mehr als 1200 gestiegen. Drei der gegenwärtigen13 Presbyter der heutigen Evangelischen Kirchengemeinde Holsterhausen – Deuten – Rhade – Lembeck sind Rhader. Die Presbyter sind mit den kirchlichen Amtsträgern die Entscheidungsträger für das kirchliche Leben der Gesamtgemeinde und Ansprechpartner für jeden. Dazu zählt auch die seit 1996 an der Heilig-Geist-Kirche Rhade tätige Küsterin Frau Schmidt.
H.Römer und K. Neumann
Quelle: Pfarrer W.-D. Rienäcker: Die evangelische Gemeinde Rhade.
in: Rhade – Beiträge zur Geschichte, 1989, Herausgeber: Heimatverein Rhade
Internet-Kontakt zur evangelischen Kirche Holsterhausen-Deuten-Rhade-Lembeck: www.maluki.de
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